Über uns

Die Anfänge

Im Jahr 1999 hatten Mitarbeiterinnen von Madonna e.V. die Idee, ein Archiv zu gründen, in dem alles gesammelt und bewahrt wird, was allgemein über Sexarbeit veröffentlich wird, aber auch um einen Ort zu haben, an dem Material des Vereins und der Beratungsstelle sicher verwahrt sind. Anstoß dafür war die Übernahme des Nachlasses der Hurenorganisation „Hure wehren sich gemeinsam“ aus Frankfurt am Main. Mit Hilfe von zwei auf zwei Jahre befristeten ABM-Stellen und einer Anschubfinanzierung von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt (Berlin) wurde im Jahr 2000 das Archiv Prostitution und Prostituierte gegründet. Seitdem werden hier systematisch Dokumente wie Broschüren, Jahresberichte, Zeitungsartikel, Urteile etc. sowie Literatur, Hochschulschriften, Ton- und Filmaufnahmen zum Thema Sexarbeit gesammelt, erschlossen und Interessierten zugänglich gemacht.

Warum Sexarbeit?

Sexarbeiter*innen erfahren in dieser Gesellschaft Stigmatisierung und Diskriminierung. Dies schlägt sich nicht zuletzt auch in der Aufarbeitung der Geschichte zur Prostitution, bzw. der Verwahrung ihrer Quellen nieder. So wie Geschichte lange Zeit fast ausschließlich von Männern geschrieben wurde, wurde und wird in Archiven auch vornehmlich das gesammelt, was von der Mehrheitsgesellschaft als „bewahrenswert“ angesehen wird. Archivmaterialien, wie es das Madonna – Archiv und Dokumentationszentrum SEXRBEIT bewahrt, finden in Archiven öffentlicher Hand keinen Platz.

An dieser Stelle hat sich das Madonna – Archiv und Dokumentationszentrum SEXARBEIT als einziges deutschsprachiges Archiv, was sich ausschließlich mit Sexarbeit beschäftigt, zur Aufgabe gemacht, Frauen- und Sexarbeitsgeschichte – vor allem die der Hurenbewegung – sichtbar zu machen und den breiten gesellschaftlichen Diskurs zu Sexarbeit abzubilden.

Der enge Kontakt zur Beratungsstelle Madonna, zu den Aktivistinnen der Hurenbewegung und zu den Frauen, die in der Sexarbeit arbeiten oder arbeiteten, erlaubt einen exklusiven Einblick in die Thematik und macht die Besonderheit des Madonna – Archiv und Dokumentationszentrums aus.

Mitgliedschaft im ida-Dachverband

Im Jahr 2012 stellte das Madonna – Archiv und Dokumentationszentrum SEXARBEIT einen Antrag auf Mitgliedschaft beim ida-Dachverband deutspsprachiger Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen.  Ende des Jahres wurde das Madonna – Archiv und Dokumentationszentrum SEXARBEIT Mitglied. Dieser Mitgliedschaft verdankt das Archiv nicht nur eine beständige Vernetzung mit anderen Frauenarchiven, sondern auch die Sichtbarmachung unserer Bestände im Meta-Katalog sowie die Teilhabe am Digitalen Deutschen Frauenarchiv.

Umbenennung

Die Arbeit in einem Archiv und Dokumentationszentrum bedarf der stetigen Reflexion mit sich selbst und der damit einhergehenden Frage: Was sammeln wir? In den Anfängen für sinnvoll erachtete Kategorien wurden nach 2010 auf den Prüfstand gestellt und Schwerpunkte wurden geändert. Auch Begrifflichkeiten, unter denen thematisch gesammelt worden war, wurden neu überdacht und sorgsam überarbeitet. So fand 2016 eine Umbenennung von „Madonna-Archiv Prostitution und Prostituierte“ in „Madonna – Archiv und Dokumentationszentrum SEXARBEIT“ statt. Diese Umbenennung greift zum einen auf das Verständnis „Sexarbeit als Arbeit“ auf und sollte zum zweiten deutlich machen, dass sich das Archiv inhaltlich und formal als Zentrum für die Sexarbeitsforschung ausrichtet.

sdr
P1070350bear
All-focus